Die Fassade: Sie reguliert die Belichtung sowie die Belüftung und trägt gleich-zeitig Lasten ab. Letztlich verleiht sie einem Gebäude ein charakteristisches Erscheinungsbild und prägt den ersten Eindruck des Betrachters. In der modernen Architektur gewinnt sie mehr und mehr an Bedeutung und zählt gleichzeitig zu den anspruchsvollsten Bauteilen eines Gebäudes. Sie ist ein komplexes System, welches durch statisch-konstruktive und bauphysikalische bzw. schallschutztechnische Anforderungen bestimmt wird.
Mein Name ist Sandra Müller. Ich habe mich nach meinem Masterstudium im Fachbereich Bauingenieurwesen im Rahmen eines berufsbegleitenden Zertifikatsstudiums zur Fachingenieurin für Fassadentechnik an der Hochschule in Augsburg weitergebildet. In der zwei Semester um-fassenden Fortbildung wurden vertiefende technische Kenntnisse im Fassadenbau mit Bezug auf Planung, Ausführung und Abwicklung vermittelt. Modulinhalte wie die Konzeption und die Koordination von Fassaden sowie das statische Tragwerk verschiedenster Fassadentypen bestimmten das Studium. Bauphysikalische Aspekte wurden grundlegend behandelt. Der Bezug zur Bauabwicklung erfolgte in Form von zahlreichen Baustellenexkursionen sowie praxisnahen Projektarbeiten. Die Einbindung renommierter und erfahrener Dozenten bot einen praxis- relevanten Mehrwert und ermöglichte den fachlichen Austausch.
Seit 2020 begleite ich WBRE im Bereich der Objektüberwachung. An meinem der-zeitigen Einsatzort für das Projekt FOUR Frankfurt bin ich für den Bereich Fassade zuständig. In mein Aufgabengebiet fällt die konsequente Objektüberwachung, durch die das Risiko versteckter Mängel im Bauanschlussbereich reduziert und die qualitativen Anforderungen einer technisch hochwertigen Fassade gewährleistet werden. Der Austausch mit dem Fassadenbauer steht täglich auf meiner Aufgaben-liste. Meine Kenntnisse der Bau- und Prozessabläufe sichern einen geordneten und koordinierten Bauablauf, um letztendlich die vertragsmäßige Fertigstellung des Bauvorhabens zu erreichen.
Das Projekt FOUR Frankfurt ist ein Gebäudekomplex aus zwei Büro- und zwei Wohntürmen mit dem erklärten Ziel, einen innovativen urbanen Mix in das Banken-viertel der Stadt Frankfurt zu integrieren. In direkter Nachbarschaft zum Commerzbank Tower, zum OmniTurm und zum MAIN TOWER entsteht ein weiterer Bau-stein in der Frankfurter Skyline mit dem Potenzial, die Hochhauslandschaft um ein weiteres Wahrzeichen zu bereichern. Die Fassaden der vier Türme erzeugen durch subtile Knicke und Verschiebungen des optischen Erscheinungsbildes eine dynamische, räumliche und visuelle Beziehung zwischen den vier Türmen. Vertikal verlaufende Faltungen in Form von „Frames“ in der Haut des Turms erzeugen optisch Spannung. „Kinks“ – Knicke in der Hülle – und die Ausrichtung der Hauptfassaden nach Süden, Westen und Osten optimieren die Tageslichtzufuhr in den unteren Etagen. Das Projekt bietet eine hervorragende Arbeitsebene für die Einbringung meiner im Zusatzstudium erworbenen Kenntnisse.
Als Chamäleon perfekt getarnt an die Umgebung, großes Kino im Farben-rausch oder als Spieglein, Spieglein an der Wand – Fassaden mit ihren vielfältigen Erscheinungen (und Wirkungen) und gleichzeitig die Einzigartigkeit einzelner Fassadensysteme faszinieren mich. Gleichzeitig ist es spannend und heraus-fordernd zugleich, nicht nur das optische Erscheinungsbild zu betrachten, sondern auch die konstruktiven Ansätze, die bauliche Ausführung und den Umgang mit Ressourcen. Umso wichtiger ist es, die einzelnen Wechselwirkungen zu verstehen und somit die Grundlage für den Erfolg des Bauwerks bzw. der Fassade zu schaffen, denn ein Gebäude ist nur so gut, wie die Fassade dicht ist.